“Wenn Sexualität so eklig ist, dann möchte ich niemals Kinder bekommen”
Wenn Kinder von der Schule nachhause kommen und mit dem Thema Sexualität, Liebe und Kinder nichts mehr zu tun haben wollen oder sich sehr über das Gehörte und Erlebte schämen und daher am liebsten darüber schweigen möchten, weil sie in ihrer Volksschule explizit über verschiedene Arten des Geschlechtsverkehrs, den Gebrauch eines Vibrators und das Überziehen von Kondomen unterrichtet wurden.
Klingt sehr befremdlich und vielleicht sogar unglaubwürdig. Leider sind diese Geschichten nicht aus der Luft gegriffen, sondern stammen aus der heutigen Schulrealität. Man kann auch annehmen, dass diese realen Geschichten möglicherweise nur die Spitze des Eisberges sind, sich in der Tiefe des Schulalltags noch weit mehr ähnliche Erlebnisse verbergen.
Doch woher kommt das? Wie ist es zu erklären, dass solche grenzüberschreitenden Fälle in den letzten Jahren in praktisch allen Bundesländern in Österreich auftauchen?
Weit entfernt davon, Verschwörungstheorien verbreiten zu wollen, möchten wir hier einfach darauf hinweisen, dass diese Art von praktizierter Sexualpädagogik an Österreichs Volksschulen schlicht den vorgegebenen Schulerlässen und sogenannten internationalen Standards folgt. Die Ursache ist also dort zu suchen. Was dann konkret an den Schulen geschieht, sind bloße „praktische“ Symptome.
WHO-Standards
Wirft man einen Blick auf den Grundsatzerlass Sexualpädagogik der einstigen Bildungsministerin Heinisch-Hosek, so wird man dort schnell auf die „Standards für Sexualerziehung in Europa“ der Regionalstelle der WHO Europa, sowie der International Planned Parenthood Federation (IPPF) und der Vereinten Nationen verwiesen, wobei erstere den wichtigsten Rahmen darstellen. Liest man sich nun in die „WHO-Standards“ ein, so erscheint so manches fragwürdig. Teile davon wurden bereits im letzten Blogeintrag zu den Kindergärten behandelt, manches soll hier allerdings nochmals angesprochen werden, insbesondere die Kriterien für die Sexualpädagogik in den Volksschulen. Nicht nur sind laut diesen „Standards“ Kinder bereits ab der Geburt „sexuelle Wesen“ und sollen von Erwachsenen als solche betrachtet werden (S. 39), auch die Sexualaufklärung soll mit der Geburt beginnen (S. 31), und mit dem Baby selbst soll „geschmust“ werden (S. 28). Fragt sich, welche Art des Schmusens hier gemeint ist: Das sinnliche oder das liebevolle Schmusen der liebenden Eltern zu ihrem Baby?
Doch nun zu den konkreten Empfehlungen für Sexualpädagogik im Volksschulalter (6-9 Jahre). Neben verschiedenen, sachlich gerechtfertigten Lernzielen zur Biologie des menschlichen Körpers, sollen die Kinder in diesem Alter, also ab 6 Jahren, unter anderem über „Ejakulation“, „verschiedene Methoden der Empfängnisverhütung“, „Geschlechtsverkehr“, „Masturbation“ und „Selbststimulierung“ und den Umgang mit „Sex in den Medien“ aufgeklärt werden (S. 46).
Nun finden sich die Prinzipien und Vorgaben der „WHO-Standards“, die übrigens anders als häufig behauptet nicht verbindlich sind, in unseren letzten beiden Grundsatzerlässen zum Thema Sexualpädagogik und Geschlechter. So überrascht es nicht, dass sich im sensiblen Bereich der Sexualpädagogik die Theorie in der Praxis widerspiegelt. Hier etwa ein Beispiel aus dem Buch „ganz schön intim“, das vom sexualpädagogischen Verein „Selbstlaut“ bereits 2012 in Zusammenarbeit mit dem damaligen Unterrichtsministerium herausgegeben wurde, wo in einer Zeichnung Buben und Mädchen gegenseitig ihre Genitalien erforschen:
Im selben Buch werden auch Übungen angeboten, um Kindern zu lehren, dass auch sie bereits unterschiedlichste „sexuelle Identitäten“ haben sollen:
Kinder sollen bereits im Alter von 6 Jahren die Reife erlangt haben, ihr biologisches Geschlecht dahingehend zu reflektieren, dass sie dieses nicht als ihr „wirkliches Geschlecht“ und ihre „wirkliche Identität“ auffassen und sich stattdessen ihr eigenes Geschlecht zusammenstellen. Das wirkt nicht wie altersgemäße Sexualpädagogik. Es ist daher kein Wunder, dass diese Art der Sexualpädagogik, wie sie etwa in den WHO-Standards und den Grundsatzerlässen vorgegeben und in der Schule praktiziert wird, viele Kinder mehr verstört und/oder desorientiert als ihnen eine wirkliche Stütze für ihr späteres Leben bietet. Die Frage ist mehr als berechtigt, ob das, was wohl den meisten erwachsenen Menschen als seltsam und fragwürdig erscheint, tatsächlich dem Wohl der Kinder dient. Müssen Kinder ab dem Alter von 6 Jahren wirklich über verschiedene sexuelle Praktiken Bescheid wissen? Nehmen wir ihnen nicht eine gewisse Unschuld und Kindheit, wenn wir sie bereits ab der Geburt (!) als sexuelle Wesen betrachten und stufenweise sexuell aufklären?
Es ist daher wichtig, darauf hinzuweisen, dass es mittlerweile sehr gute fachliche Kritik an den WHO-Standards, den Erlässen und der Theorie hinter der derzeitigen Praxis der Sexualpädagogik an österreichischen Volksschulen gibt. Die WHO-Standards und damit auch die Erlässe stehen hier auf sehr einseitigen theoretischen Grundlagen, die von nicht wenigen Experten auf diesem Gebiet mehr als in Frage gestellt werden. Eine neue kritische Auseinandersetzung damit ist also unumgänglich, auch auf politischer Ebene.
Diese Initiative wurde gegründet, um den Fokus in diesem so sensiblen Bereich der Sexualpädagogik wieder auf die Kinder zu rücken. Stellen wir die Kinder wieder in den Mittelpunkt. Lassen wir unseren Kindern ihre Kindheit.
Angelika Berger
Studentin der Politikwissenschaft